Donnerstag, 2. Mai 2024

[Rezension] Die Radleys von Matt Haig

Hallo ihr Lieben,

kennt ihr Bücher von Matt Haig? Ich habe "Die Mitternachtsbibliothek" gerne gemocht, andere Bücher wie "Der fürsorgliche Mr. Cave" waren leider nicht mein Fall. Deswegen war ich sehr gespannt, einen Vampirroman aus seiner Feder zu lesen. Viel Spaß bei meiner Rezension zu "Die Radleys"!


Autor: Matt Haig
Verlag: Droemer
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: The Radleys
Übersetzung: Friederike Levin
Kategorie: Roman/ Fantasy
Einzelband
432 Seiten
Broschierte Ausgabe 12,99€ (D), E-Book 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Droemer-Knaur Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Die Radleys sind eine ganz normale Familie. Doch warum flüchtet jedes Tier vor Tochter Clara, und warum kann Sohn Rowan trotz Lichtschutzfaktor 60 nicht in die Sonne? Was die beiden nicht wissen: ihre Eltern Helen und Peter haben ihnen ein klitzekleines Detail verschwiegen. Die Radleys sind abstinente Vampire.

Doch nach einem blutigen Vorfall müssen sie ihren Kindern endlich reinen Wein einschenken. Es kommt aber noch ein weiteres Problem auf die Radleys zu: Peters Bruder Will, ein ganz und gar nicht abstinenter Vampir ... (Quelle: droemer-knaur.de/Mai2024)



Mein Stand zu diesem Roman ist, dass es sich um eine Neuauflage mit frischem Cover handelt, die vorherige Ausgabe war Schwarz und hatte eine mit Blut gefüllte Tasse auf dem Cover. Mich hat diese neue Gestaltung sehr angesprochen. Die Haustür mit den mit Blut gefüllten Glasflaschen hat etwas ironisch-witziges und ist wesentlich moderner als das alte Cover. Zudem ist die Geschichte auch mit etwas Humor zu verstehen, das alte Kleid war etwas zu düster für meinen Geschmack. Somit bekommt der Roman durch diese TB-Ausgabe sicherlich nochmal mehr Aufmerksamkeit, zumal auf Sky eine Verfilmung folgen soll...  



Die Radleys verhalten sich wie eine ganz normale Familie, bis eines Tages Tochter Clara eine Anfall bekommt und einen Jungen aus ihrer Schule versehentlich umbringt. Die Eltern Radley müssen sich ein Herz fassen und ihren beiden Kindern beichten, dass sie abstinente Vampire sind. Was das für Folgen nach sich zieht und wie ihr Onkel Will das Familienleben durcheinanderbringt, dass könnt ihr in "Die Radleys" nachlesen.


Ich war sehr gespannt auf diese Geschichte, da Matt Haigs Metier ansonsten keine Fantasygeschichten sind und er fantastische Elemente höchstens mal als Metapher einbaut. Einen Vampirroman aus seiner Feder hätte ich so nicht erwartet. Umso gespannter war ich auf die Umsetzung, da Vampirromane leider immer die Gefahr birgen, etwas trashig zu sein.

Den Anfang der Geschichte fand ich sehr unterhaltsam. Wir lernen die Radleys erst einmal kennen, eine gutbürgerliche Familie, ganz klassisch mit Mutter, Vater, Sohn und Tochter in der idyllischen Vorstadt. Es gibt nur einige Details, die etwas stutzig machen, wie der Hautausschlag, den Sohn Rowan bekommt, sofern er seinen hohen LSF vergisst, oder Claras Übelkeit, da sie sich seit kurzem vegan ernährt. Der Anfang ist eher seicht, bis Clara den Jungen aus ihrer Schule nach einer Party anfällt und die Eltern reinen Tisch mit ihren Kindern machen müssen, was wirklich los ist.

Wir haben hier immer wieder wechselnde Perspektiven, wodurch wir verschiedene Einblicke in die Köpfe der Eltern, der Kinder oder auch Onkel Will bekommen. Es wird miterzählt, wie mit Vampiren umgegangen wird (abstinenten und nicht abstinenten), dass es bei der Polizei eine extra Sondereinrichtung für Vampirtaten und -morde gibt usw. Der Autor hat sich hier einiges einfallen lassen, und doch bleibt die Geschichte leider etwas Dröge.
Ich kann gar nicht genau festmachen, was mich beim Lesen gestört hat. Der Schreibstil ist leicht zu lesen, manchmal hat der Autor einige schöne und treffende Beschreibungen und Metaphern eingebaut, was mir gut gefiel. Aber die Handlung war leider nichts für mich. Im Endeffekt erzählt Matt Haig hier eine sehr klassische 0815 Familiengeschichte, nur dass sie halt Vampire sind. Dies bringt natürlich einige Fragen mit sich, die spannend sein könnten. Trinke ich Menschenblut oder halte ich mich an Tierblut? Kehre ich wieder zur Abstinenz zurück? Wer im Umfeld darf davon erfahren und wer nicht? Auch wenn der Autor sich einigen dieser Fragen annimmt und auch jedes Familienmitglied diese unterschiedlich beantworten würde, hat für mich die Sogwirkung gefehlt.
Ich hatte erwartet, dass das Buch das Vampirthema vielleicht eher humorvoll mit einem Augenzwinkern behandelt, aber dafür war es nicht ironisch und humorvoll genug. Nicht Fisch und nicht Fleisch, wie man so schön sagt.

Die Figuren sind sorgsam ausgewählt, sodass die Radleys immer im Mittelpunkt stehen. Die Konstellation und die Figuren sind recht klassisch und glatt, ich habe wenig Ecken und Kanten finden können. Deshalb waren mir alle leider auch ziemlich egal, ich habe keine emotionale Bindung zu jemandem aufbauen können. Nebenfiguren, wie Rowans Schwarm oder die Polizisten waren in Ordnung, konnten die Handlung aber auch nicht großartig bereichern.

Ich glaube mein größter Kritikpunkt betrifft den Plot und die Frage, wohin der Autor mit mir möchte. Was ist das Ziel des Buches? Was ist die Message? Ich weiß nicht genau, in welcher Chronologie Matt Haigs seiner Bücher veröffentlicht hat, vom Plot her würde ich hier tippen, dass es eines seiner ersten Werke war. Die Orientierungslosigkeit der Geschichte hat mich etwas an "Der fürsorgliche Mr. Cave" erinnert. Hier wusste ich leider auch bis zum Schluss nicht, wo das Buch mit mir hinwill und fand es am Ende leider nur völlig sinnlos und bedrückend. 

Auch zum Ende kann ich leider nicht viel positives sagen. Ja, der Autor baut einige Wendungen ein, aber diese sind so Hanebüchen und überdramatisiert, dass ich nur noch mit den Augen rollen konnte. Wenn Figuren in Gefahr geraten ist das nur spannend, wenn ich vorher eine Verbindung zu diesen aufbauen konnte, was leider bei niemandem der Fall war. So habe ich das Buch zugeschlagen und habe mich immernoch gefragt: Wozu das ganze?


Leider war "Die Radleys" für mich wieder ein Roman von Matt Haig, der mich nicht begeistern konnte. Ich glaube, die älteren Werke des Autors sind einfach nicht mein Ding. Der Roman ist glaube ich eine große Geschmackssache, wenn ihr also vom Klappentext angezogen werdet, dann lest doch einfach mal zur Probe rein. Ich für meinen Teil kann leider keine Empfehlung aussprechen, schade!


Alles Liebe


Vielen herzlichen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Freitag, 26. April 2024

[Rezension] Lovelight Farms – Sommerleuchten von B. K. Borison

Hallo ihr Lieben,

habe ich letztens nicht noch gesagt, dass ich wenig Romance lese? Das hat sich im April schlagartig geändert, denn ich habe fast nur Romance gelesen. Es kam endlich der 3. Band der "Lovelight Farms" raus und ich habe mich sehr auf Laylas & Calebs Geschichte gefreut. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: B. K. Borison

Verlag: dtv
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Mixed Signals
Übersetzung: Michaela Link 
Kategorie: Romance
3. Band der "Lovelight Farms"
432 Seiten
Taschenbuch 13,00€ (D), E-Book 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der dtv Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Layla Durpree sucht jemanden, der ihr Schmetterlinge im Bauch beschert – vergeblich. Denn während die Bäckerin auf Lovelight Farms alle mit ihren Köstlichkeiten verzaubert, sind ihre Datingerfahrungen alles andere als magisch.

Auch Caleb, der gutaussehende Spanischlehrer Inglewilds, ist in Sachen Romantik erfolglos. Spontan schlägt er Layla ein Experiment vor: Einen Monat lang möchte er ihren Glauben an romantische Beziehungen erneuern, während sie ihm Feedback für seine Anstrengungen gibt. Zunächst eine Win-Win-Situation – aber bald müssen sich die beiden fragen: Was ist Teil der Abmachung, was geht darüber hinaus? (Quelle: dtv.de/April2024)



Ich finde die Cover der "Lovelight Farms" sehr niedlich. Die Illustrationen wurden weitestgehend aus dem englischen Original übernommen, nur die Farbgebung wurde teilweise etwas angepasst. Ich mag es sehr, dass die Titel im Deutschen an den Jahreszeiten orientiert sind, das ist im Englischen anders. Band 4 wurde inzwischen als "Herbstleuchten" angekündigt, dann haben wir unsere Jahreszeiten alle komplett. Noch dazu finde ich es gut, dass die Gesichter der Figuren versteckt sind, so habe ich eine grobe Vorstellung von den Protagonisten, kann mir die Details aber noch selbst ausmalen.


Layla hat richtig Pech mit den Männern, so gut wie jedes Date endet in einer Katastrophe. Ihre Datingregel, niemanden aus der Heimatstadt zu daten, wirft sie für ein Arrangement mit Ex-Polizist Caleb über Bord, die beiden wollen sich daten, um sich danach Tipps geben zu können. Doch was als zeitlich begrenztes Arrangement beginnt wird schnell ernst, sodass sie sich entscheiden müssen, was danach passiert...



Ach, ich habe mich wirklich hier drauf gefreut. Ich mochte die beiden Vorgänger auch schon gerne, obwohl ich immer kleinere Kritikpunkte hatte, entweder an den Figuren oder der Lovestory. Layla fand ich als Protagonistin allerdings sehr vielversprechend, da sie in Band 1 und 2 auch schon richtig süß war. Caleb kam bisher ganz am Rande vor, über ihn wussten wir aber kaum was.

Die Geschichte hat sehr stark begonnen. Layla ist die Bäckerin der Lovelight Farms und hat ihr eigenes Backhaus. Hier hat die Autorin viel wert drauf gelegt, die Backwaren und das Backen zu beschreiben, was mir sehr gefallen hat und immer mal wieder für Heißhunger auf Süßes beim Lesen geführt hat. Caleb ist nun Lehrer und hat den Polizisten-Job an den Nagel gehängt, weshalb wir hier kleine Einblicke in die Schule bekommen, allerdings recht wenig. Das hätte von mir aus gerne etwas mehr sein dürfen.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder locker-leicht und gemütlich. Hier gibt es keine riesigen Dramen oder Schockmomente, sondern es geht alles sehr gemächlich zu. Die Kleinstadtatmosphäre hat B. K. Borison für mich auch wieder sehr gut eingefangen, z. B. durch die städtische Telefonkette oder neugierige Backhausbesucher. In der Mitte hatte das Buch für mich einen kleinen Hänger, was die Spannungskurve anging, aber insgesamt war es wieder eine sehr schnuckelige, leichte Lektüre für zwischendurch.

Dass zwischen Layla und Caleb etwas knistert, hat bereits ganz Inglewood mitbekommen, nur die beiden selbst nicht. Somit haben wir ein bisschen das Erzählmuster aus Band 1, in dem Stella und Luka auch nicht gepeilt haben, dass sie einander lieben. Stella hat Caleb bisher nicht als Datingpotenzial wahrgenommen und sieht ihn während ihres Arrangements das erste Mal mit anderen Augen. Somit haben wir ein bisschen #fakedating, aber wirklich nur dezent. So richtig wird das Trope nicht ausgespielt, da die beiden sich bereits gut verstehen und spätestens nach dem ersten Date das "Fake" auch wieder vorbei ist. Der Konflikt besteht vor allem aus den Themen Bindungsangst und Selbstzweifeln, was ich interessant fand und was weder zu oberflächlich, noch zu tief behandelt wurde. Die Chemie zwischen Layla und Caleb war spürbar für mich, sodass ich die Lovestory sehr gerne verfolgt habe. Die expliziten Szenen der Autorin gefallen mir meistens leider nicht so gut, die überfliege ich ganz gerne. Es gibt hier aber auch lediglich zwei dieser Szenen.

Das Ende hatte glücklicherweise wenig künstlich aufgeblasenes Drama, sodass ich hier völlig fein mit der Auflösung war. Hin und wieder wurde Stellas Bruder Charlie hier eingewoben, um Band 4 schon mal vorzubereiten. Auf diesen freue ich mich schon. Mal schauen, ob es dann bei diesem Quartett bleibt...



Laylas und Calebs Geschichte war mindestens so zuckersüß wie Laylas Torten. Ich habe mich wieder sehr wohl in der Geschichte gefühlt, die Liebesgeschichte war spürbar und das drumherum sehr nett und unaufgeregt. Wer cosy Romance mit wenig Drama für zwischendurch sucht, dem kann ich die Lovelight Farms nur empfehlen.


Alles Liebe




Vielen herzlichen Dank an den dtv Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Dienstag, 16. April 2024

[Rezension] An Optimist's Guide to Heartbreak von Jennifer Hartmann

Hallo ihr Lieben,

in letzter Zeit habe ich sehr viel Fantasy gelesen, sodass Romance viel zu kurz gekommen ist. Glücklicherweise hat "An Optimist's Guide to Heartbreak" mir wieder gezeigt, wie schön Romance sein kann und dass ich wieder öfter zu romantischen Geschichten mit einer Prise Humor und Drama greifen möchte. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: Jennifer Hartmann
Verlag: reverie
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: An Optimist's Guide to Heartbreak
Kategorie: Romance
1. Band des Heartsong Duetts
352 Seiten
Ab 16 Jahren
Broschierte Ausgabe 16,00€ (D), E-Book 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Verlag über vorablesen.de freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Wie Sonnenschein an einem verregneten Tag

Lucy Hope ist eine echte Optimistin. Mit ihrer heiteren und aufgeschlossenen Art begegnet sie jeder dunklen Wolke mit einem Lächeln, selbst, wenn es sich dabei um ihren ehemals besten Freund Cal handelt. Nachdem ein traumatisches Ereignis die beiden vor Jahren auseinandergerissen hat, wünscht sich Lucy nichts sehnlicher, als die Freundschaft zwischen ihnen wieder aufleben zu lassen. In der Hoffnung, dass die Nähe sie wieder zusammenschweißt, bewirbt sich die junge Frau kurzerhand als Aushilfe in Cals Werkstatt. Doch wie kann sie den sturen Pessimisten davon überzeugen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und mit ihr in eine gemeinsame Zukunft zu blicken – auch wenn diese schneller zu Ende sein könnte, als beiden bewusst ist… (Quelle: harpercollins.de/April2024)



Was ist dieses Buch bitte für eine Augenweide? Ich bin heilfroh, dass der Verlag sich hier dazu entschieden hat, das Originalcover im Deutschen zu übernehmen. Ich mag den gelben Grundton des Buches, der perfekt zur sonnigen Art unserer Protagonistin passt. Der Titel ist einfallsreich und der Farbschnitt sehr treffend gewählt. Alles in allem eine wunderschöne Ausgabe. Zudem möchte ich das Material des Umschlags hervorheben, das sehr schön in der Hand liegt und dafür sorgt, dass es keinerlei Leserillen gibt - können wir das bitte bei allen Paperbacks einführen?


Lucy kauft sich von dem Erbe ihrer Großmutter ein Haus, doch nicht irgendeins. Sie beschließt, in das Jugendhaus ihres Kindheitsfreundes Cal Bishop zu ziehen. Die beiden haben sich nach einem schweren Schicksalsschlag aus den Augen verloren und nun beschließt Lucy, getreu ihres Nachnames Hope, ihn wieder aufzusuchen. Doch Cal scheint wenig begeistert, als Lucy in seiner Autowerkstatt auftaucht und um einen Job bittet. Er möchte mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Lucys herzliche Art. Doch wie lange kann er die Fassade aufrecht erhalten bis Lucys Sonnenstrahlen sein Herz abermals erwärmen?


Ich hatte das Glück, dieses Buch bei vorablesen.de zu gewinnen (danke!) und habe in diesem Zuge die Leseprobe gelesen. Dabei ist mir direkt aufgefallen, dass Jennifer Hartmann eine beneidenswerte Mischung aus emotionalem Schreibstil und Humor an den Tag legt. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte hat mich dies am meisten fasziniert.

Wir lernen Lucy Hope beim Einzug in ihr neues Zuhause kennen und getreu dem Motto "Show, don't tell" gibt uns die Autorin erst Stück für Stück Einblicke in Lucys Geschichte, den Schmerz ihrer Vergangenheit und ihre (un)sichtbaren Narben. Ein Aspekt bleibt sogar bis zum letzten Drittel verborgen, was ich spannend fand, da die Verläufe von Romance-Plots meist doch recht vorhersehbar sind.
Die Geschichte hat definitiv eine melancholische Note und spricht einige schwere Themen wie Verlust, Krankheit und Einsamkeit an, was ich seit einigen Jahren nicht mehr so gerne lese. Doch die Autorin schafft es, immer eine Prise Zuversicht, Lebensfreude und einen Lacher einfließen zu lassen, sodass ich diese Balance hier sehr gut getroffen fand.

Vom Plot her haben wir einen klassischen Romance Aufbau mit einigen meiner liebsten Tropes: Grumpy x Sunshine, Second Chance und ein bisschen Bad Boy. Die Geschichte wird hier von Lucy getragen, die ich als einen herausragend sympathischen und liebenswert-tollpatschigen Menschen beschreiben würde. Ich habe es geliebt, wie sie ihre Emotionen immer ganz unverblümt offen kommuniziert, was manchmal unbeholfen wirkt, aber genau der richtige Weg ist, um offene Kommunikation zu leben. Sie ist selbstlos, extrem hilfsbereit und hat trotz ihrer Päckchen nie ihr Lachen oder ihre Liebe zum Leben verloren. Cals Spitzname, Sunshine, passt einfach hervorragend zu unserer Lucy.

Cal ist ein guter Bookboyfriend, der für mich nicht ganz so herausstach wie Lucy. Er hat seine Facetten zum Schmachten, fährt unter anderem Motorrad für diejenigen unter euch, die das mögen. Er ist sehr beschützend, beinahe besitzergreifend, und eifersüchtig, was sich im Verlauf der Geschichte gut erklärt. Seine Unnahbarkeit bricht Stück für Stück auf und Lucy und er finden wieder zueinander. Ich hoffe sehr, über ihn im 2. Band noch mehr zu erfahren, denn er ist mir nicht ganz so nah gekommen wie Lucy. Aber was nicht ist kann ja noch werden.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die Nebenfiguren. Sie sind hier wirklich eher subtil eingewoben. Seien es die Mitarbeiter, die Cal in der Werkstatt beschäftigt, oder auch Lucys Freundin Alyssa oder Gemma aus dem Tierheim. Sie haben nur kleine Rollen, Gastauftritte quasi, und geben der Geschichte dennoch Momente des Schlagabtauschs, der freundschaftlichen Zuneigung oder des Witzes. Ich möchte diese nicht missen und freue mich auch hier auf ein Wiedersehen.

Über das Ende mag ich nicht zu viel verraten. Das Buch hat immer wieder seine emotionalen Momente, die mich sehr mitgenommen haben (unterstützt durch kleine Tagebucheinträge zu jedem Kapitelanfang). Diese steigern sich am Ende zu einer wahren Flutwelle an Emotionen, ich hatte Gänsehaut und habe mit unseren Figuren sehr mitgefühlt. Umso gespannter bin ich auf die Fortsetzung (meines Wissens nach aus Cals Sicht erzählt?), die sicherlich einige Fragen klären wird. Der 27.12.2024 kann kommen. 



"An Optimist's Guide to Heartbreak" und der Titel ist Programm. Jennifer Hartmann hat mit dieser Geschichte nicht nur einmal mein Herz gebrochen und mit Lucys Sonnenstrahlen auch mein Herz erwärmt (und mich vielleicht ein kleines bisschen optimistischer werden lassen?). Diese Romance ist schmerzhaft schön, hat genau die richtige Mischung aus warmer Cozy-Atmosphäre, Humor und Dramatik. Ich habe die Geschichte absolut genossen, Lucy für immer in mein Herz geschlossen und freue mich sehr auf den 2. Band. 


Alles Liebe
 



Herzlichen Dank für das Leseexemplar an den Harper Collins Verlag und vorablesen.de!

Dienstag, 9. April 2024

[Rezension] Silberne Geister von Silvia Moreno-Garcia

Hallo ihr Lieben,

lest ihr gerne gruselige Bücher und Horror? Ich habe dahingehend wenig Erfahrung, war aber zuletzt sehr begeistert von "Der mexikanische Fluch" von Silvia Moreno-Garcia. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich diesen neuen Roman in der Vorschau gesehen habe. Wir sind wieder in Mexiko, diesmal in den 90er Jahren und bekommen Einblicke in das mexikanische Filmbusiness. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: Silvia Moreno-Garcia
Verlag: Limes
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Silver Nitrate
Kategorie: Fantasy/ Horror
Einzelband
496 Seiten
Broschierte Ausgabe 18,00€ (D), E-Book 12,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Limes Verlag über das Bloggerportal freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Bedrohliche Séancen, hochentzündliche Filmrollen und ein untoter Okkultist der Nazis – und mittendrin eine ungewöhnliche Protagonistin mit einer Vorliebe für Horrorfilme.
Die kluge Montserrat schlägt sich als Außenseiterin in einer Männerdomäne durch: im mexikanischen Filmbusiness. Der einzige Mensch, der ihr lieb und teuer ist, ist ihr Jugendfreund Tristán, der als Soap-Darsteller unter Auftragsarmut leidet. Als sie und Tristán das Angebot bekommen, einen nie produzierten legendären Horrorfilm zu vollenden, schlagen sie ein. Doch der Filmstreifen ist mit einem dunklen Fluch belegt, der alle ins Unglück stürzt, die an ihm arbeiten ... Und das ist längst nicht alles! Der Geist eines teuflischen Okkultisten der Nazis steht an der Schwelle zum Reich der Lebenden, und Montserrat und Tristán müssen ihn und seine Anhänger um jeden Preis aufhalten (Quelle: www.penguin.de/April2024).



Die Optik des Buches ist sehr gelungen, für mich war es direkt ein echter Hingucker. Das düstere Cover mit dem rauchenden Mund, dazu die Filmrollen-Elemente und der schwarze Buchschnitt machen eine tolle Atmosphäre. Ich finde es etwas schade, dass das Buch im Gegensatz zu den anderen beiden Werken der Autorin als Broschur erschienen ist, aber ansonsten finde ich die Aufmachung mehr als gelungen.


Montserrat ist die einzige Frau in einer Männerdomäne und bekommt kaum noch Aufträge als Soundeditorin. Da kommt es ihr gelegen, dass ihr Freund aus Kindheitstagen, Tristán, einen ehemals sehr bekannten Produzenten auftut und mit ihm in Kontakt tritt. Montserrat wittert die Gelegenheit für eine Story und schließt sich den beiden an. Doch schnell geraten die beiden in Verwicklungen okkultistischer Natur, in denen Filme eine besondere Rolle spielen. Schaffen es die beiden unbeschadet aus diesem Spiel mit dem Feuer wieder heraus?


Ich mag Horrorfilme sehr gerne, in literarischer Form habe ich bisher selten Romane mit paranormalen Einflüssen, Kulten und Geistern gelesen. Doch Silvia Moreno-Garcia hat mich mit "Der mexikanische Fluch" auf den Geschmack gebracht und vom Klappentext her versprach dieses Buch ebenso Gruselfaktor und Gänsehaut.

Wir bekommen das gesamte Buch über viele Einblicke in die mexikanische Filmindustrie. Ich kam gar nicht mehr mit, so viele Filmtitel und namenhafte Schauspieler, Regisseure und Produzenten wurden hier genannt. Manchmal war es mir schon fast etwas zu viel des Guten, aber grundsätzlich gibt die Autorin hier spannende Einblicke, wie die mexikanische Filmindustrie unter der Amerikanisierung litt und dennoch viele gute Filme hervorbrachte.
Die Stimmung der 90er wurde, soweit ich das beurteilen kann als Kind der 2000er, gut umgesetzt und durch die Nennung popkultureller Einflüsse, Markenprodukte, Film und Musik gut eingefangen.

Vom Plot her passierte für meinen Geschmack zu lange zu wenig. In "Der mexikanische Fluch" haben wir auch keine Knall-auf-Fall-Handlung, aber es herrschte permanent eine unbehagliche, aufgeladene Spannung, die ich hier nicht spüren konnte. Wir lernen Montserrat und ihren Alltag intensiv kennen, aber selbst als sie und Tristán den Produzenten kennenlernen, braucht die Geschichte noch lange, um in Gang zu kommen. Den ersten Gänsehaut-Moment hatte ich nach Seite 200, was ich für ein Buch, das gruseln und schocken soll, zu spät finde. Generell ist der Gruselfaktor hier eher subtil. Die Handlung spitzt sich nach und nach zu, aber ich hätte mir frühzeitiger Horrorelemente gewünscht, sodass ich mehr gepackt und bei der Stange gehalten werde.

Thematisch ist das Buch sehr anders als "Der mexikanische Fluch" und geht mehr in die Richtung Okkultismus, was viel Potenzial birgt. Hat die Autorin dieses ausgeschöpft? Mal mehr, mal weniger. Sie hat das ganze in den historischen Kontext des Nationalsozialismus gesetzt, was ich nicht gebraucht hätte. So haben wir historische Rückgriffe, die aber die Handlung nicht wirklich tragen und auch nicht zur Spannung des Plots beitragen. Für meinen Geschmack hätte es diese Einbettung nicht geben müssen.


Die Figuren sind ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, besonders unter dem Gesichtspunkt der Beziehung zwischen Montserrat und Tristán. Die beiden lieben sich auf eine sehr innige Weise, die sie nicht durch Körperlichkeit oder den Versuch einer Partnerschaft ruinieren. Gleichzeitig stoßen sie immer wieder aneinander und reiben sich, was zu ordentlich Spannung zwischen den beiden führt. Diese Beziehungsstudie ist recht interessant, der Knackpunkt ist aber, dass ich beide nicht sonderlich sympathisch fand. Montserrat ist sehr launisch, man kann es ihr nie recht machen und gleichzeitig fordert sie viel von ihren Mitmenschen. Ich hätte sie gerne als emanzipierte Soundeditorin verstanden, aber sie verschafft sich lediglich durch Wutausbrüche und Zickerei Gehör. Tristán war ein Fünkchen sympathischer; er kommt nicht über sein frühes Karriereaus als Soap-Star hinweg, versucht wieder im Filmgeschäft Fuß zu fassen und trauert seiner letzten Beziehung hinterher. Montserrat mag er sehr, lässt sich von Fräulein Rühr mich nicht an jedoch stark verunsichern. Die Nebenfiguren blieben etwas blass, allen voran die Gemeinschaft um den Filmproduzenten Urueta, bis jetzt konnte ich die anderen nicht auseinanderhalten. Die Autorin hat es leider nicht geschafft, ihnen Tiefe zu verleihen, vielleicht, weil nicht mit ihnen sondern über sie gesprochen wurde. Hier hätte ich mir gut Rückblenden zur damaligen Filmproduktion vorstellen können. Alles in allem nicht das gelbe vom Ei, da einfach niemand so richtig fühlbar wurde und meine Sympathie gewinnen konnte.

Das Ende war in Ordnung. Die Spannung schraubte sich noch einmal hoch und insgesamt konnte ich mit dem Ausgang der Geschichte gut leben. Das macht leider nicht den zähen Mittelteil der Geschichte wett, sodass ich insgesamt leider kein großer Fan der Geschichte war. Ich hoffe, dass mir "Die Tochter des Dr. Moreau" besser gefallen wird.


Mit "Silberne Geister" konnte Silvia Moreno-Garcia leider nicht an den Erfolg von "Der mexikanische Fluch" anknüpfen. Alles, was ich an diesem Buch geliebt habe - die bedrohliche Spannung in der Luft, die verunsicherten Figuren, die unerwarteten Wendungen - konnte dieses hier nicht einlösen. Ich werde der Autorin defintiv nochmal eine Chance geben, aber dieses Buch war nicht so sehr nach meinem Geschmack. Wenn ihr Fans von subtilem Grusel und Kulten seid, könnt ihr ja mal reinlesen. Ich freue mich über weitere Empfehlungen aus diesem Subgenre.


Alles Liebe




Vielen herzlichen Dank an den Limes Verlag und das Bloggerportal für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!