Dienstag, 24. Mai 2016

[Rezension] Frei wie verkrüppelte Tauben von Alexandra Dichtler

Autorin: Alexandra Dichtler
Verlag: Ka & Jott
Taschenbuch
Seitenzahl: 237 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Junge Erwachsene/ Liebe
Themen: Alltag, Drogen, Schuld, Freundschaft, Liebe, Transsexualität, Familie, Vertrauen, Zuhause

Preis: 10,90€ (D)/ eBook 7
,99€ (D)                                    
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An seinem achtzehnten Geburtstag will Tick alles Schlechte hinter sich lassen: seine Kindheit im Heim, seine heroinsüchtige Exfreundin und seine eigenen Drogenerfahrungen. Aber neue Probleme bahnen sich bereits an, allen voran, dass sein bester Freund Roman plötzlich als Frau lebt – mit allem, was dazugehört. Viel Zeit bleibt ihm nicht, sich daran zu gewöhnen, und es kommt der Tag, an dem er sich entscheiden muss. Ist er wirklich bereit, mit der Vergangenheit abzuschließen und Romy zu akzeptieren?
"Wir können uns entscheiden, Flügel im Kopf zu haben. Wir sind frei."
(Quelle: Amazon.de)


Ich finde das Cover sehr schön gestaltet, aber für mich passt es absolut nicht in die Geschichte hinein. Vielleicht ist dieser Kontrast bewusst getroffen, zumeist fand ich Ticks und Romys Alltag gar nicht so bunt, hell und fröhlich, wie das Cover scheint. Dennoch halte ich die Aufmachung für sehr gelungen, da ich großer Fan von solch starken Kontrasten bin und um nicht in die Irre geführt zu werden, kann man ja schließlich die Inhaltsangabe lesen.


Ich bin ohne große Startschwierigkeiten in die Geschichte hineingekommen. Von Anfang an ist es spannend, doch bis ich so richtig warm wurde mit der Umgebung, in der wir uns mit Protagonist Tick befinden, dauerte es ein Weilchen. Das Buch lässt sich locker und flüssig lesen. Die Kapitel haben meist genau die richtige Länge und mit der etwas prolligen Ausdrucksweise und dem Verhalten von Tick kommt man nach kurzer Zeit gut zurecht. Es mag nicht jedermanns Sache sein, wenn auch mal Schimpfwörter und Beleidigungen fallen, doch hier passt es ausgezeichnet zur Geschichte und dem Umfeld, in dem wir uns bewegen. Deshalb war ich sehr positiv überrascht, wie flott ich in die Story eintauchen konnte und habe mich die meiste Zeit recht gut unterhalten gefühlt.


Tick ist gerade 18 Jahre alt geworden und hat sich ein halbwegs geregeltes Leben aufgebaut. Er hatte es nie leicht im Leben und hat einen steinigen Weg erfolgreich gemeistert. Mit einem festen Job, einer eigenen Wohnung und seinen zwei besten Freuden könnte alles so schön sein. Doch seine Ex- Freundin Neele schwirrt Tick immer noch im Kopf herum, vor allem, als sie wieder, vollgepumpt mit Drogen, Kontakt aufnimmt und ihn um Hilfe bittet. Als wäre das nicht schon schwer genug, nicht auch wieder der Versuchung zu erliegen, hat sein bester Freund Roman beschlossen, endlich seine Transsexualität voll auszuleben, womit Tick erst einmal nur schwer klar kommt. Und zu allem Überfluss haben sie auch noch den 12- Jährigen Silas an der Backe, der nicht nur vollkommen aufgedreht ist, sondern Tick auch noch zutiefst bewundert. Wie soll Tick in diesem Chaos nur den Überblick behalten?


Ich muss sagen, dass ich mit einem solchen sozialen Umfeld noch nicht in Berührung gekommen bin. Seien es Drogen, Transsexualität oder Alkoholismus- mir waren diese Themen fremd. Deshalb muss ich zugeben, dass ich mit Skepsis an diese Geschichte heranging und dachte, dass mir die Story eher nicht sehr gut gefallen wird. Zu Anfang war es tatsächlich sehr schwierig und ich musste mich mit der Fäkalsprache und den Menschen in dieser Geschichte arrangieren. 

Die Idee hat mich allerdings angefixt, weil gerade das Thema Transsexualität auf dem Buchmarkt meiner Meinung nach sehr rar ist und ich es spannend fand, einen Einblick in diese Richtung zu bekommen. Was ich verstörend fand, waren die Passagen über Drogen und die Folgen. Man weiß natürlich, welche schlimmen Auswirkungen gerade starke Drogen, wie Heroin, haben, doch hier wird das an sehr real dargestellten Menschen gezeigt, die mir ans Herz gewachsen sind und denen man dabei zusah, wie die Drogen sie verändert haben. Ich wurde geschockt in einer positiven Art und Weise, da ich in der Realität damit nicht konfrontiert wurde und jetzt noch einen viel größere Bogen um diese Szene machen werde. Somit hat dieses Buch auf jeden Fall schon einmal einen großen Effekt auf mich gehabt.

Zu dieser Geschichte kann man sehr viel schreiben, weil es auch sehr viel tiefgründiger war, als ich vorher annahm. Es gibt ganz viel zwischen den Zeilen zu entdecken, Metaphern und interessante Wandel in Persönlichkeiten, Einstellungen, Gefühlen und Gedanken. Gerade Tick ist ein spannender Charakter, mit dem ich auch erst warm werden musste, ihn am Ende aber wirklich sehr gern hatte. Wer natürlich auch sehr besonders ist, ist unsere Romy, die ich auch unendlich lieb gewonnen habe. Aber allen voran habe ich mich in Silas verliebt. Der kleine quirlige Kerl hat sich mit seinem Rumgehopse und seiner neunmalklugen Art in mein Herz geschlichen. Somit kann ich nur sagen, dass alle Figuren eine erstaunliche Tiefe aufweisen, selbst die Nebencharaktere wie Neele oder Silas' Familie haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Autorin schafft es, dass man sich, obwohl es ganz und gar keine heile Welt ist, in dieser Geschichte wohl zu fühlen. Ohne es zu bemerken, macht ich mich auch während den Lesepausen Gedanken um Ticks Schicksal, fieberte mit den Charakteren und versuchte darüber nachzudenken, wie man sich entwickelt, wenn man zum Beispiel im Heim groß wurde, körperliche Misshandlung erfuhr oder auch, wenn man sich im falschen Körper fühlt. Obwohl man es nicht denken mag, steckt in diesen gut 200 Seiten sehr viel Leben, knallharte Realität und viel mehr Stoff zum Grübeln, als ich gedacht hätte.


 Wer einmal Lust auf was ganz neues, anderes und ein wenig verrücktes hat, der sollte sich dieses Buch mal genau anschauen. Nicht nur der Titel ist ungewöhnlich und tiefgründig, auch der Inhalt hat es in sich. Mit speziellen Figuren, sehr spannenden Schicksalen und am Ende auch viel Hoffnung und Denkanstößen hat dieses Buch für junge Erwachsene potenzial, einmal die Kehrseite von den ganzen 0815 Liebesgeschichten und heile Welt- Stories zu zeigen. Auf eine sehr gelungene Weise hat mich die Autorin in eine andere Welt entführt und einen bleibenden Eindruck mit ihrer Geschichte hinterlassen.




Autorin Alexandra Dichtler für dieses Buch!

[Rezension] Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben von Matt Haig

Autor: Matt Haig
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 304 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Biografie
Originaltitel: Reasons to stay alive

Übersetzer: Sophie Zeitz
Themen: Depression, Angststörung, Leben, Krankheit, Liebe, Zusammenhalt, Hoffnung

Preis: 18,90€ (D)                                       

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Ein Buch, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn mit gerade mal 24 Jahren wird Matt Haig von einer lebensbedrohlichen Krankheit überfallen, von der er bis dahin kaum etwas wusste: einer schweren Depression. Es geschieht auf eine physisch dramatische Art und Weise, die ihn buchstäblich an den Rand des Abgrunds bringt. Dieses Buch beschreibt, wie er allmählich die zerstörerische Krankheit besiegt und langsam ins Leben zurückfindet. Eine bewegende, witzige und mitreißende Hymne an das Leben und an das Menschsein – ebenso unterhaltsam wie berührend. »Ich habe dieses Buch geschrieben, weil letztendlich doch etwas dran ist an den uralten Klischees: Die Zeit heilt alle Wunden, und es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn wir es zunächst nicht sehen können. Und manchmal können Worte einen Menschen tatsächlich befreien.« Matt Haig
(Quelle: Amazon.de)


Es macht neugierig, ohne zu aufdringlich zu sein...
Ich hätte das Buch vielleicht gar nicht wahr genommen, wären nicht schon zahlreiche positive Stimmen durchs Internet geschwirrt, sodass ich dieses Buch auch unbedingt lesen wollte. Mit seinem schneeweißen Kleid und dem schwarzen Männchen wirkt es so unscheinbar, als hätte es nicht so viel zu erzählen. Lediglich die bunten Buchstaben des Titels geben einen Eindruck, wie viel Lebensfreude, Energie und Farbe in diesem kleinen Büchlein steckt. Also von der Optik bloß nicht täuschen lassen und ins Innere schauen.


Ich wurde trotz des ernsten und traurigen Themas des Buches unheimlich gut unterhalten und erstaunlicherweise ist dieses Buch, das von Depression, Angst und verlorenem Lebensmut handelt, zum Teil auch wirklich witzig, inspirierend und hoffnungsvoll. In jeder Zeile steckt Kraft und vielleicht auch etwas Stolz, nach solch schweren Zeiten wieder sagen zu können, dass man glücklich ist. Besonders die vielen Zitate haben das Buch für mich ganz besonders gemacht (Ich liebe Zitate!) und mit der humorvollen Art des Autors und dem abwechslungsreichen Stil (Aufzählungen, Fließtext, Listen etc.) fliegen die Seiten nicht nur viel zu schnell dahin, man bekommt ganz viel in diesem 300 Seiten mit auf den Lebensweg- was will man mehr?


Wie bereits erwähnt und auch im Klappentext geschildert, schreibt der Autor, Matt Haig, hier seine persönlichen Erfahrungen mit der Depression, Angststörung und seinem Weg zurück ins positive Leben nieder. Bei Lektüre mit biographischen Einflüssen finde ich es immer sehr schwierig, das Buch tatsächlich zu "bewerten", weil ich das Gefühl bekomme, man urteilt über das Leben des Autors. Deshalb möchte ich lediglich meine Gedanken preisgeben, die mich beim Lesen des Buches ereilten und wie ich mich gefühlt habe.


Was mich erst einmal irritierte war die vollkommen eigensinnige Gestaltung des Buches. Bestehend aus Listen, vielsagenden Überschriften und Fließtexten geht das ganze Lesevergnügen mit sehr viel Abwechslung einher und hat trotz ernsten, schweren Themen eine leichte Struktur und sehr großen Unterhaltungswert. Was mich dagegen eher im Lesefluss hinderte waren die Themensprünge. Durch die kurzen Kapitel geht es immer hin und her, von den Symptomen, über persönliche Erlebnisse, zurück zu Behandlung und Gedanken in schweren Zeiten. Diese ganzen ungeordneten Themenblöcke kamen mir etwas zu durchmischt daher, wodurch ich keinen roten Faden entdeckte. Das muss ja auch nicht der Fall sein und sicher wollte der Autor einfach seine Gedanken niederschreiben, doch für mich machte es das Lesen etwas holprig.

Dafür war es unheimlich spannend, das Leben des Autors ein bisschen kennenlernen zu dürfen und auch einen Einblick in die Welt der Depressionen zu bekommen. Ich bin damit noch nie konfrontiert wurden und war vor allem überrascht von den vielen irrtümlichen Vorstellungen, die man als Außenstehender von dieser Krankheit hat. Aus diesem Buch geht man nicht nur schlauer heraus- man bekommt auch eine Menge Stoff zum Nachdenken- über das Leben und seinen Sinn, über Liebe, die Menschen und Hoffnung. Deshalb sollte man sich nicht von den Krankheitsbildern abschrecken lassen, wenn man davon nichts lesen möchte. Wie der Titel schon ganz treffend sagt, geht es um Gründe, am Leben zu bleiben, das Leben zu lieben und aus Krisen herauszukommen. Ich habe für mich ganz viel aus der Lektüre mitgenommen und möchte gerne noch weitere Bücher des Autors lesen.

Ein weiterer Aspekt, den ich unbedingt noch gesondert erwähnen möchte, ist der Humor des Autors. Man kann sich kaum vorstellen, wie ein so lebensbejahender Mann mit so weisen Worten tatsächlich so dunkle Stunden in seinem Leben hatte. Seine Art zu schreiben ist unverkennbar und gespickt mit interessanten Fakten über uns Menschen, vielen treffenden Zitaten von weisen Menschen aus aller Welt und einem sehr positiven, hoffnungsvollen Unterton war das Lesen dieser Lektüre einfach nur eine Freude, die Mut macht und zeigt, was wichtig im Leben ist.


Ich bereue es keinenfalls, diese Geschichte gelesen zu haben. So dünn, und doch so voller Leben, schlauen Sprüchen, die man sich alle über den Schreibtisch hängen sollte, und trotz des Themas der Depression und Angststörung hat mich dieses Buch in erster Linie glücklich gemacht und sagt ganz deutlich: Lebe im jetzt, genieß dein Leben! Und das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.


[Neuzugänge] Im Monday Club gibt es ziemlich gute Gründe für verkrüppelte Tauben

Hallo ihr Lieben,

die lange Sendepause tut mir leid, aber ihr wisst ja wie das ist,  wenn jede Menge Aufgaben zu erledigen sind und das Lesen,  und dementsprechend auch der Blog, auf der Strecke bleiben.

Trotzdem kann ich euch heute drei neue Schätze präsentieren, über die ich mich sooo gefreut habe. Und trotz Leseflaute sind zwei auch schon gelesen.
Welche erfahrt ihr in Kürze durch die Rezis,  die ganz bald online gehen.

Kennt ihr eines der Bücher oder macht euch Cover oder Inhalt neugierig?
Her damit in die Kommentare!

Alles Liebe,
Fina