Freitag, 9. November 2012

[Autoreninterview] mit Dagmar Hoßfeld

Hallo Ihr Lieben,

Viele Autoren versüßen unsere Lesestunden. Aber wer hat uns zum Lesen gebracht?
Die ersten Schmöker geschrieben, die uns fesseln konnten und zu solchen Leseratten machten.
Bei mir ist es ganz klar diese Frau: Dagmar Hoßfeld. Mit den Geschichten von "Conni & Co" bereicherte sie mein Bücherregal und ließ mich völlig versinken. Nun hatte ich die Ehre, mit ihr ein Interview führen zu dürfen. Viel Spaß! ;)

© Privat

Liebe Frau Hoßfeld,
1. Gerade die Geschichten von Conni haben mich in meiner Jugend begleitet, da sie immer das Gleiche erlebte wie ich und wir uns ziemlich ähnlich waren. Die ersten Abenteuer von ihr bringt man ja eher mit Julia Boehme in Verbindung. Wie kam es dazu, dass sie Conni sozusagen „geerbt“ haben?

Genau genommen hat Conni drei Mütter. Liane Schneider, die Autorin der Bilderbücher, hat sich die Figur vor über 20 Jahren ausgedacht und nach ihrer Tochter Cornelia genannt. Julia Boehme schreibt die Geschichten der mittleren Conni ab 8. Ich bin seit über fünf Jahren für die große Conni in „Conni & Co“ zuständig.
Die Reihen und wir Autorinnen ergänzen uns ganz wunderbar, finde ich. Als der Carlsen-Verlag die Figur damals weiterentwickeln und älter werden lassen wollte, wurde ich gefragt, ob ich mir das zutrauen würde. Weil ich zu diesem Zeitpunkt schon einige Mädchenbuchreihen bei anderen Verlagen veröffentlicht hatte, habe ich den Auftrag gerne angenommen, obwohl ich den „Conni-Kosmos“ bis dahin gar nicht kannte.

Julia Boehme hat dann noch den Übergangsband von der Grundschul-Conni auf das Gymnasium geschrieben. Sie verfasst nach wie vor pro Jahr zwei Bände für „Meine Freundin Conni“, während ich den „Conni & Co“-Staffelstab von ihr übernommen habe. Conni ist also so etwas wie meine Adoptivtochter, und ich freue mich sehr, dass die Reihe bei den Mädchen so gut ankommt.

2. Oftmals ist es so, dass Figuren mit Menschen aus dem Umfeld des Autors oder der Autorin gewisse Sachen gemein haben und Charakterzüge sich ähneln. Kommen Ihnen bestimmt Menschen in den Sinn, wenn sie an den „Lindwurm“ oder Connis Freunde denken?

Ja, das kommt tatsächlich vor. Manchmal, ohne dass ich es merke. Obwohl der Lindwurm eine Schöpfung von Julia Boehme ist, erinnert Connis Klassenlehrerin mich ziemlich stark an meine eigene Mathelehrerin auf dem Gymnasium. Auch bei Connis Freunden habe ich hin und wieder reale Vorbilder im Kopf. Nicht immer, aber ab und zu.

3. Zu welcher Tageszeit schreiben Sie am liebsten und wo sind sie am kreativsten?

Eindeutig vormittags. Ich stehe jeden Morgen gegen sechs Uhr auf und sitze spätestens um acht an meinem Schreibtisch. Mein Sohn ist zwar schon groß – er wird bald 18 –, aber das ist ein Rhythmus, den ich mir durch seine Schulzeit angewöhnt habe. Am frühen Nachmittag mache ich meistens Feierabend, es sei denn, es ist noch etwas Dringendes zu erledigen.

Abends oder nachts zu schreiben, ist eindeutig nichts für mich. Genauso wenig wie das Schreiben in Cafés, Zügen oder an anderen öffentlichen Orten.

Am kreativsten bin ich in meinem Arbeitszimmer, das so klein ist, dass ich mich mit meinem Drehstuhl genau ein Mal im Kreis drehen kann und dabei aufpassen muss, nirgendwo anzustoßen. Durch das Fenster kann ich in unseren Garten, auf einen Teich und über ein offenes Feld schauen. Sehr ruhig und idyllisch also.

4. Sie lesen privat auch sehr gerne. Welche Autoren und Bücher sind nicht wegzudenken.

Eigentlich entdecke ich ständig neue Autorinnen und Autoren und bin nicht auf einige wenige festgelegt. Das wäre vermutlich auch ziemlich langweilig. Früher habe ich die Pferdebücher von Lisbeth Pahnke und Lise Gast verschlungen, die heute wahrscheinlich keiner mehr kennt. Heute gehören Paula Fox, Alice Munro, John Irving und John Green zu meinen Lieblingsautoren.

Ein Buch, das ich immer wieder gerne lese und auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde, ist „Ferien auf Saltkrokan“ von Astrid Lindgren.

5. Wurde Ihre Leidenschaft fürs Schreiben durch ein besonderes Buch oder eine Begegnung mit diesem Beruf ausgelöst?

Ich gehöre leider nicht zu den Kolleginnen und Kollegen, die schon als Kinder wussten, dass in ihnen ein Schriftsteller schlummert, sonst hätte ich bestimmt früher mit dem Schreiben angefangen und nicht erst Umwege gemacht. Zwar habe ich immer gerne geschrieben und gelesen, aber Autorin zu werden lag einfach außerhalb meiner Vorstellungskraft. Einen konkreten Auslöser gab es auch nicht. Es war vielmehr ein Zufall. Nach der Geburt meines Sohnes stand für mich relativ schnell fest, dass ich nicht in meinen alten Büroberuf zurückkehren wollte. Ich suchte nach einer Alternative. Eine Anzeige in einer Zeitschrift hat mich auf die Idee gebracht, ein Buch zu schreiben. Ein kleiner Verlag suchte damals über einen Wettbewerb neue Autoren. Mein Manuskript wurde zwar nicht angenommen, aber ich war mit dem Schreibvirus infiziert. Das Manuskript habe ich dann an den namhaften Franz Schneider Verlag geschickt, von dem ich wenig später einen Vertrag für eine ganze Buchreihe bekommen habe. So fing es an.

6. Wer darf als erstes Probelesen, wenn sie an einem neuen Werk arbeiten?

Mit meinen Manuskripten bin ich total eigen. Probeleser habe ich nicht. Während ich schreibe, möchte ich keine Meinungen von außen hören und mich nicht beeinflussen lassen. Ich schreibe, überarbeite und schicke die Texte an meine Lektorin, sobald ich fertig bin. Sie ist immer meine erste Leserin. Die Zusammenarbeit mit ihr ist ein echter Glücksgriff.

7. Können Sie uns schon verraten, was Conni in ihrem nächsten Buch, das im Juni 2013 erscheinen soll, so erleben wird?

Den Titel von „Conni & Co“ Band 8 darf ich leider noch nicht verraten. Nur so viel: Paul hat Probleme in der Schule und auch bei ihm zu Hause läuft nicht alles rund. Aber natürlich kann er sich auf seine Freunde – allen voran Conni – verlassen.

Neben diesem neuen Buch wird es im nächsten Jahr übrigens eine große Überraschung für alle Conni-Fans geben. „Man wird Conni aus einem völlig anderen Blickwinkel kennenlernen“, heißt es in einer Verlagsmitteilung. Sehr spannend, sehr geheimnisvoll.

8. Haben Sie eine gewisse Vorstellung davon, wie alt sie Conni werden lassen wollen? Können wir Ihr noch „zusehen“, wenn sie Ihren Abschluss macht?

Conni ist inzwischen zwölf Jahre alt und wird es bis zum Ende der Reihe bleiben. Da sich die „Conni & Co“-Bücher an Mädchen zwischen 9 und 12 Jahren richten, wird sich daran auch nichts ändern.

9. Sie sind selbst Mutter. Haben sie Inspirationen durch die Schulzeit Ihres Sohnes bekommen? Conni macht ja ebenfalls Klassenfahrten, bekommt internationalen Besuch...

Ich glaube, ich schöpfe viel mehr aus meinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. Auch wenn meine Schulzeit schon ewig lange her ist, ist sie mir noch ziemlich präsent. Manche Dinge vergisst man nie. Und so viel hat sich seit dem auch gar nicht verändert. Das merke ich an dem, was mir mein Sohn erzählt. Der Rest ist Fantasie und schriftstellerische Freiheit.

Ich bedanke mich herzlich für Ihre Zeit! :)

Und ich bedanke mich ganz herzlich für deine Fragen, liebe Fina! Für dein Interesse an meiner Arbeit, meinen Büchern und dafür, dass du dir so viel Mühe machst und so einen tollen Blog ins Internet gestellt hast!

1 Kommentar:

  1. Huhu ;)
    Stell dir vor, mich gibt's auch noch! :D
    Sorry, dass ich in letzter Zeit so wenig bei euch kommentiere :((

    Wie kommst du nur immer an diese coolen Interviews?

    LG ;)
    Charlie

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